Gute Kritik ist sachlich und konstruktiv. So die Theorie.

Umgang mit Kritik

Wer viel arbeitet, muss sich neben Lob auch mit Kritik auseinandersetzen. Häufig wird Kritik als etwas Unangenehmes erlebt, was man am liebsten vermeiden möchte. Wenn wir kritisiert werden, reagieren wir verletzt. Wir gehen in die Defensive oder greifen den anderen an, was die Kommunikation nicht gerade erleichtert. Professionell mit Kritik umzugehen, sollte zum Repertoire von Führungskräften und jedes Mitarbeiters gehören. Wer gelernt hat, mit Kritik richtig umzugehen, kann ihr selbstbewusster begegnen und auf den Gesprächspartner konstruktiv eingehen.

Kritik am Arbeitsplatz - 8 konkrete Tipps

1. Jede Kritik ist ein Feedback
Kritik ist immer auch ein Feedback auf das, was wir tun. Auch wenn es uns schwerfällt, diese anzunehmen und wir lieber eine Anerkennung hören würden, kann jede Kritik wichtige Informationen beinhalten. Diese Informationen können Ihnen helfen, eigene Verhaltensweisen zu überdenken und das eigene Verhalten zu ändern. Ohne Kritik hätten wir keine Möglichkeit, unsere Leistungen zu überprüfen. Somit beinhaltet Kritik immer auch eine Chance, etwas dazuzulernen. Kritik bedeutet immer auch Interesse an unserem Tun oder Verhalten. Wenn die Menschen nicht an uns interessiert wären, würden sie keine Kritik äußern.


2. Kritik hat immer auch etwas mit dem Kritiker zu tun
Jede Kritik sagt immer etwas über den Kritiker aus. Kritik ist häufig subjektiv und von den Werten, der Einstellung und der Überzeugung des Kritikers geprägt. Was der eine kritisiert, findet der andere wiederum gut. Weiterhin gibt es das psychologische Phänomen, dass wir häufig am anderen etwas kritisieren, was wir an uns selbst auch nicht schätzen oder nicht haben oder können.


3. Fragen Sie nach, was genau der andere meint
Wenn Sie mit Kritik konfrontiert werden, fragen Sie zunächst nach, was der andere damit überhaupt meint. Kritik ist oft sehr pauschal und unspezifisch. Die Person und nicht die Sache werden kritisiert. Hiermit kann der andere nur wenig mit anfangen. Wenn Sie Kritik hören, fragen Sie nach. Nur mit spezifischer Kritik können Sie überhaupt etwas anfangen.


4. Fragen Sie nach, was der andere wirklich möchte
Hinter jeder Kritik oder Beschwerde steckt ein Anliegen oder Wunsch des Gegenübers. Wenn jemand das verspätete Eintreffen eines anderen kritisiert, wünscht er sich nicht zwangsläufig, nicht auf den anderen warten zu müssen. Wünsche, Anliegen oder Erwartungen werden vom Kritiker häufig nicht formuliert. Jedoch kann man durch Kritik nur etwas verändern, wenn der andere weiß, was man von ihm möchte. Wenn Sie nach dem Anliegen Fragen, geht die Kritik in eine konstruktive Richtung, denn jetzt kommt die Person des Kritikers in Spiel.


5. Praktizieren Sie zunächst das aktive Zuhören
Häufig reagieren wir sofort und ohne Bedenkzeit auf Kritik. Durch Zuhören können wir uns eine Bedenkzeit verschaffen. Aktives Zuhören beinhaltet, die Aussage des Kritikers in den eigenen Worten zu wiederholen. Dies signalisiert zum einen Verständnis und zum anderen gewinnt man Zeit und kann über die Kritik nachdenken.


6. Wenn Sie Fehler gemacht haben, stehen Sie dazu und sagen Sie, was Sie tun wollen
Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, stehen Sie dazu und versuchen Sie nicht sich herauszureden. Zeigen Sie auf, was Sie tun wollen, um den Fehler zu beheben. Dies signalisiert beim Gegenüber Ihre Veränderungsbereitschaft. Denken Sie daran, auch für Sie gilt der Satz "Nobody is perfect!".


7. Nehmen Sie sachliche Kritik nicht persönlich
Kritik ist für uns so schwierig, weil wir sie häufig persönlich nehmen. Kritik empfinden wir nicht als Kritik an der Sache oder gegen einzelne Verhaltensweisen, sondern als Kritik gegen unsere ganze Person. Trennen Sie hier zwischen Kritik an der Sache oder einer Verhaltensweise und Kritik an Ihrer ganzen Person. Gerade Menschen mit mangelndem Selbstbewusstsein haben hiermit Schwierigkeiten.


8. Man muss nicht auf jede Kritik eingehen
Da Kritik immer auch ein Stück weit subjektiv ist, muss man nicht auf jede Kritik eingehen. Man kann Kritik auch unbeantwortet stehen lassen, soweit keine unbedingte Handlung erforderlich sind. Auch kann man deutlich machen, dass man an dieser Stelle unterschiedliche Meinungen und Auffassungen hat.

Wie kritisiert man konstruktiv?

  • Sprechen Sie das zu kritisierende Problem klar, konkret und spezifisch an.
  • Bringen Sie konkrete Beispiele.
  • Vermeiden Sie es, Personen in Anwesenheit von Dritten zu kritisieren. Dies hat nur eine verstärkende (negative) Wirkung.
  • Kritisieren Sie das Verhalten oder die Sache und nicht die Person eines Mitarbeiters.
  • Sprechen Sie auch die positiven Verhaltensweisen oder die Dinge, die Sie schätzen, an.
  • Versuchen Sie, lösungsorientiert zu kritisieren. Ziel eines Kritikgespräches sollte eine Verhaltensänderung, Maßnahme oder konkrete Vereinbarung sein.
  • Erbitten oder geben Sie Vorschläge zur Verbesserung der kritisierten Punkte.
  • Zeigen Sie Konsequenzen, die das Verhalten für Sie hat. Teilen Sie mit, was das Verhalten bei Ihnen emotional auslöst.
  • Vermeiden Sie es, Vergleiche mit anderen zu ziehen.
  • Formulieren Sie klare Erwartungen/Wünsche, die Sie an den anderen haben.

(Teile dieses Textes habe ich meinem Buch "Konflikte lösen.Praktische Tipps für erfolgreiches Konfliktmanagement", C.H.Beck Verlag, entnommen)



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