Resilienz lernen: Krisen und Konflikte meistern



Update: März, 2020. Menschen verfallen in Panik und Hamsterkäufe werden getätigt. Schulen und Kitas bleiben geschlossen, Home-Office bekommt eine neue Bedeutung. Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf ungewohnte Situationen. Die aufgelisteten Punkte der Resilienz bekommen jetzt nicht nur theoretisch eine andere Bedeutung, sondern Sie können sie direkt umsetzen und testen. Wenn Sie an kleinen Impulsen interessiert sind, erhalten Sie diese hier.


Konflikte und Krisen gehören zum (Arbeits-) Leben dazu.

Eine Aussage, die wir wohl alle unterschreiben, selbst wenn wir nicht davon begeistert sind. Doch warum gehen einige Menschen mit Konflikten und Krisen halbwegs entspannt um, während andere Menschen vor Sorge erstarren?

In Zeiten, in denen sich das Leben sehr schnell verändert, in denen "Agilität" in aller Munde ist, der Schrei nach veränderter Fehlerkultur lauter und "Selbstreflexion" angeblich total neu erfunden wird, benötigen wir anscheinend immer mehr Standfestigkeit, um nicht komplett unterzugehen.

Resilienz

Einer der Schlüssel, um mit Krisen, Konflikten und dem Leben ganz allgemein "gut" umzugehen, ist Resilienz. In der Psychologie werden resiliente Menschen als die bezeichnet, die seelisch fähig sind, Krisen, Konflikte und Rückschläge ohne langfristige oder länger anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Bereits kurze Zeit nach dem Tal haben sie sich berappelt und gehen weiter ihres Weges.

Was ist aber Resilienz? Wie kann man Resilienz lernen? Nutzt Resilienz im Alltag und Beruf?

Resilienz Definition

Resilienz ist die psychische Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen, heißt es im Duden. Resilienz (von lateinisch resilire ‚zurückspringen‘ ‚abprallen‘) oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis).
Das Gegenteil von Resilienz ist Verwundbarkeit (Vulnerabilität).

Was ist Resilienz?

Der Begriff Resilienz wurde in den 1950er Jahren vom Psychologen Jack Block in die Psychologie eingeführt. Resilienz wird jedoch häufig mit dem Namen der US-amerikanischen Forscherin Emmy Werner und dem ihrer Kollegin Ruth Smith verbunden. Werner legte 1971 eine Studie über die Kinder der Insel Kauaʻi vor, die als eine der Pionierstudien zum Thema Resilienz gilt. Im Rahmen dieser Studie wurden 698 Kinder des Jahrgangs 1955 aus schwierigen Verhältnissen von ihrer Geburt an über 40 Jahre beobachtet und getestet. Ein Drittel dieser Kinder wuchs trotz erschwerter Bedingungen zu lebenstüchtigen Erwachsenen heran, wobei die Resilienz sich im Zeitablauf und unter verschiedenen Umweltbedingungen veränderte. Werner zog daraus den Schluss, dass Resilienz erlernbar ist. Ihre Studie war jedoch nicht die erste zum Thema Resilienz.

Was sind Resilienzfaktoren?

Nun wird es haarig, denn gerne wird gestritten, was nun die echten und die falschen Resilienzfaktoren sind.
Die echten lt. Dr. Mourlan sind:

  1. Optimismus
  2. Emotionssteuerung
  3. Impulskontrolle
  4. Empathie
  5. Kausalanalyse
  6. Selbstwirksamkeitsüberzeugung
  7. Zielorientierung

Die„falschen Resilienzfaktoren“, die häufig auch als die „sieben Säulen der Resilienz“ bezeichnet werden, sind:

  1. Optimismus
  2. Akzeptanz
  3. Lösungsorientierung
  4. Die Opferrolle verlassen
  5. Verantwortung übernehmen
  6. Netzwerkorientierung
  7. Zukunftsplanung

Was ist nun richtig oder falsch? Die 7 Säulen sind meiner Meinung nach in vielen Situationen durchaus angemessen, um sich ein erstes Bild zu machen. Vieles hängt dabei zusammen und wer meint, er habe das Patentrezept erfunden, sitzt eh auf dem falschen Dampfer. Es geht auch hier immer nur um eine grobe Orientierung, bei der Umsetzung ist jeder Mensch persönlich gefragt. Und genau da wird es ja wirklich spannend!


Daher hier ein genauer Blick auf die 7 Säulen der Resilienz:

Optimismus

Resiliente Menschen sind optimistischer. Ihre Grundhaltung ist positiv, selbst in schwierigen Momenten und Zeiten. Sie wissen, dass in Zeiten der Belastung das neudeutsche Wort "Mindset" an Bedeutung gewinnt. Resiliente Menschen laufen mitnichten den ganzen Tag grinsend durch die Gegend. Sie wissen um ihre Stärken und Schwächen, wissen, dass Krisen und Konflikte normal sind. Sie setzen ihre Fähigkeiten und Kompetenzen bewusst ein. "Achtsamkeit" - auch so ein Wort, das in aller Munde ist- kommt hier zum Einsatz. Dies heißt eben nicht, dass alles rosarot ist, sondern das Ansehen und Zulassen von allem, was gerade passiert. Die Aufmerksamkeit lenken resiliente Menschen in Bahnen, die ihnen nutzen.

Akzeptanz

Resiliente Menschen können ihre Ressourcen einschätzen. Sie können gut den Fokus setzen, Gedanken lenken - und nein sagen. Der Konflikt ist ein Konflikt. Da muss nicht gemogelt werden mit "Sind doch nur Herausforderungen", sondern dem Chaos wird ins Auge gesehen. Resiliente Menschen sind mutig, offen, bereit Fehler zu machen. Sie wissen um ihre Motivation, das große "Ja", können sich abgrenzen. Und das nicht nur vor Aufgaben, sondern auch vor Menschen.

Lösungsorientierung

Krisen sind die Zeiten, in denen nichts mehr wie gewohnt abläuft. Der Resilienzfaktor Lösungsorientierung zielt auf Fehlerkultur, ausreichend Widerstandsfähigkeit und einen offenen und fairen Umgang mit Konflikten ab.

Die Opferrolle verlassen

Resiliente Menschen besitzen eine gute Selbstwahrnehmung, können gut für sich sorgen und mit ihren Kräften umgehen. Sie wissen, was sie tun müssen, auch was sie lieber lassen, um sich vor zu hohen Stressbelastungen zu schützen. Im Unternehmen bedeutet das, dass Mitarbeiter*innen aktiv sind, wenn es um ihre eigenen Umgang mit Stress geht.

Verantwortung übernehmen

Andere Menschen sind vielleicht Teil des Problems, lassen sich aber nicht wirklich gut von außen ändern. Man kann nur bei sich selbst anfangen, so unbequem das manchmal auch sein mag. Der eigene Handlunsgspielraum wird nicht nur anerkannt, sondern auch genutzt.

Netzwerkorientierung

Um Hilfe bitten. Es klingt banal, ist es für viele Menschen aber nicht. Resiliente Menschen können aktiv um Unterstützung bitten. Sie haben erkannt, dass Beziehungen und Freundschaften einen hohen Stellenwert haben.

Zukunftsplanung

Resiliente Menschen nehmen Einfluss auf ihre Zukunft, indem sie klare Visionen und Werte leben und entwickeln. Die Sinnhaftigkeit des Lebens und der Arbeit spielt eine entscheidende Rolle für die Entwicklung und den Erhalt von Resilienz. An Problemen und Krisen kann man wachsen. Mindestens aber nicht an ihnen zerbrechen.

Ist Resilienz erlernbar?

Resilienz können wir immer weiterentwickeln. Es gibt nicht den "einen" Plan, nicht "die drei Schritte" zu gehen. Wir müssen die Kompetenzfelder der Resilienz nicht komplett neu erlernen, bei den meisten Menschen sind sie mehr oder weniger gut ausgeprägt. Mit jeder durchlebten Krise wächst der persönliche Erfahrungsschatz in Sachen Resilienz. Worauf wir achten sollten, dass wir in Konflikten und Krisensituationen diese Kompetenz nutzen. Potenzialentfaltung in seiner reinsten Form, wenn wir wollen. Sich der eigenen Widerstandsfähigkeit bewusst zu sein, die eigenen Kompetenzen zu nutzen, das ist durchaus etwas, was man immer wieder "erlernen" kann, im Sinne von erinnern, vertiefen, verfeinern.

Resilienz im Beruf

Wer nun dem Irrtum unterliegt, dass ein resilienter Mensch Stress ohne Ende aushält und ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin ist, mit dem/der man alles machen kann, dem sei gesagt:
Pustekuchen!
Ein wirklich resilienter Mensch wird irgendwann die Reißleine ziehen und das Unternehmen verlassen.
Grenzen zu ziehen, nein sagen, sind Fähigkeiten, die resiliente Menschen auszeichnet. Selbstbewusstsein ist immer eine Konsequenz, nicht nur gegenüber Menschen und Situationen, sondern am Ende ggf. auch gegenüber dem Unternehmen.

Für Führungskräfte und Unternehmer heißt das konkret: Resiliente Mitarbeiter*innen sind Gold wert. Sie wissen mit ihren eigenen Ressourcen umzugehen, können Konflikte konstruktiv lösen, nein sagen und Grenzen setzen. Sie halten Widerstand aus, gehen auch mal unbequeme Wege.

Resilienz - interessante Links

►In der WDR Mediathek finden Sie eine Reportage zum Thema "Resilienz"

►Bücher gibt es zu Resilienzfaktoren und Resilienz ohne Ende - mit diesem Autor können Sie meiner Erfahrung nach nichts falsch machen.

Teamresilienz

Und damit sind wir bei resilienten Teams. Die Resilienz wird auch ihnen nicht zwangsläufig in die Wiege gelegt, ist aber zu erlernen und zu erfahren. Das ist ein Weg, kein einzelner Schritt. Pure Teamentwicklung, die nicht immer einem Schema F folgt, auch wenn Millionen von Modelle dies uns gerne glauben lassen. Resiliente Teams benötigt jedes Unternehmen - besonders in aktuellen Zeiten. Agilität, Transformation und Digitalität sind in aller Munde, die Basis entwickelt jeder Mensch für sich selbst, wenn man ihn lässt. Selbstentwicklung ist momentan "das" Thema. Blöd nur, dass es das immer war - und im besten Fall immer sein wird.


Resiliente Teams sind in der Lage, die einzelnen Faktoren zu adaptieren - zunächst jeder Mensch für sich selbst, dann gemeinsam. Kooperation, Kommunikation, Lösungen statt Probleme, Motivation, Kreativität, all dies sind die Resultate und Ergebnisse resilienter Teams. Resilienz gemeinsam zu erlernen und zu erfahren, das ist für ein Team oft ein echtes Aha-Erlebnis.

Resiliente Teams sind Glücksfälle, die man als Unternehmer gezielt fordern und fördern kann.


Glückwunsch an jede Führungskraft, die das verstanden hat.

Teamresilienz Workshop

Der 2-Tages-Workshop für den nächsten Schritt.