Ist unsere Fähigkeit, uns zu verdrehen, nicht phänomenal?
Wir passen uns an, werden leiser oder lauter, diplomatischer, netter, freundlicher, zugänglicher, geschmeidiger, biegsamer, bis wir uns im Kreis drehen. Und immer trotzdem immer noch anecken.
Vielleicht könnten wir uns den Umweg sparen und direkt so sein, wie wir sind. Dann hätten wir wenigstens Spaß dabei.
Wenn man eh alles falsch macht, dann wenigstens richtig!
Echt zu sein klingt so einfach!
Ist es aber nicht. Und ist es doch. (Ja, Widersprüche aushalten ist auch so ein Ding!) Weil „echt“ oft bedeutet, dass jemand anderes uns plötzlich anstrengend findet. Oder enttäuscht ist, weil wir aufhören, die Version zu spielen, die anderen so gut gefällt.
Und: das ist der Preis von Klarheit.
Nicht jedem zu gefallen.
Dafür fährt man sich selbst aber auch nicht mehr in die Parade.
Ein „Nein“ kann unbequem sein, aber nichts ist ermüdender als ein ständiges „Ja“, das nicht so gemeint ist.
Und vielleicht ist genau das die eigentliche Freiheit:
nicht mehr funktionieren, sondern sein, wie man ist.
Schluss mit der Theorie!
Das Gehirn erzählt immer dieselbe Geschichte? Rational, kontrolliert, vermeintlich sicher. Während die Gefühle im Hintergrund brav die Klappe sollen.
Sollten diese sich weigern wird abgelenkt, getrunken und weggelacht.
Oder meditiert, natürlich im Selbstoptimierungsmodus.
Hauptsache, es fühlt sich nach Fortschritt an. Wer sich permanent einredet, defekt zu sein, findet garantiert immer eine neue Baustelle. Und arbeitet sie alle ab, bis zum St. Nimmerleinstag.
Insofern ist die wirklich wichtige Frage:
Wie lange will ich mich noch ver ... äppeln?